Emscher Landschaftspark
Das grüne Herz der Metropole Ruhr
Bestehend aus sieben regionalen Grünzügen wird der Park seit über 25 Jahren kontinuierlich ausgebaut. Die Grünflächen, landwirtschaftlichen Nutzflächen, Parks, Gärten und Haldenlandschaften inmitten der polyzentralen Stadtlandschaft sind Lebensraum von Tieren und Pflanzen, Produktionsstätten sowie abwechslungsreiche Ausflugs- und Aufenthaltsorte für die Menschen der Region. Die bereits über 200 realisierten sowie 200 geplanten Projekte des Emscher Landschaftsparks (ELP) haben die Lebensqualität an der Emscher nachhaltig verbessert. Insgesamt ist eine multifunktionale, regionale Erholungslandschaft mit Bauwerken großer Symbolkraft entstanden.
Neue Stadtqualitäten
Seit 1901 sind Internationale Bauausstellungen (IBA) in Deutschland ein Instrument der Stadtplanung. Die von 1989 bis 1999 als Zukunftsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen angelegte Internationale Bauausstellung Emscher Park war der Impulsgeber für den heutigen ELP. Die ambitionierte Vision der IBA war, entlang des Abwasserflusses Emscher und inmitten der stark besiedelten und belasteten Industrieregion, Landschaft wiederaufzubauen, neue Stadtqualitäten zu schaffen und so eine neuzeitliche Wohn-, Kulturund Freizeitlandschaft mit ökologischem Anspruch zu gestalten. Diese Zielsetzung wurde durch den Begriff Park symbolisiert.
Mit dem Niedergang der Montanindustrie Ende des 20. Jahrhunderts wurden weiterreichende ökologische, soziale und wirtschaftliche Folgeschäden für die Region erwartet. Die Hauptaufgabe der IBA bestand darin, Impulse in den Bereichen Ökonomie, Kultur und Ökologie anzustoßen, um den Umbau der Montanregion zu gestalten und sichtbar zu machen.
Leitprojekt der IBA
Als modellhafte Lösungen wurden dezentrale Projekte umgesetzt, die die Region allmählich durchdringen sollten. Zu den Leitprojekten der IBA zählten unter anderem der Aufbau des ELP, die ökologische Verbesserung des Emscher-Systems, die Entwicklung des Rhein-Herne-Kanals als Erlebnisraum und die Entwicklung von Industriedenkmälern als Kulturträger der Region. Das Leitprojekt Emscher Landschaftspark beruhte dabei auf der visionären Idee, einen neuen Ost-West-Grünzug im Bereich der am stärksten industrialisierten Emscher-Zone zu entwickeln. Aus dem Leitprojekt der IBA ist nach drei Dekaden des Parkaufbaus ein zentraler Park im Herzen der Metropole Ruhr entstanden.
Drei Dekaden des Parkaufbaus
Die erste Parkdekade während der IBA Emscher Park (1989-1999) war der Entwicklung spektakulärer Einzelprojekte gewidmet. Es entstanden raumprägende Objekte (z. B. Landschaftspark Duisburg-Nord, Industriedenkmal Zeche Zollverein) und identitätsstiftende Landmarken der Industriekultur (z. B. Halde Tetraeder in Bottrop). Während der ersten Dekade wurden in 17 Gemeinden des Emscherraums 129 Projekte umgesetzt. Für die Realisierung dieser Projekte standen rund 2,3 Milliarden Euro zur Verfügung.
Der Masterplan
Der Masterplan Emscher Landschaftspark 2010 legte in der zweiten Parkdekade von 2000 bis 2010 das planerischprogrammatische Fundament für den ELP. Die neue Definition der Parkfläche umfasste nun prägende Landmarken, das Konzept der regionalen Grünzüge und Grünen Ringe sowie eine erweiterte Gesamtfläche von zuvor 320 auf 457 Quadratkilometern.
Darüber hinaus wurden Leitlinien für die weitere Parkentwicklung definiert. Der Masterplan wurde 2005 von der Projekt Ruhr GmbH erarbeitet und anschließend in den Gremien sämtlicher Kommunen des ELP als informelles Planungsinstrument und als gemeinsamer politischer Wille zur Entwicklung der Region ratifiziert. 2006 übernahm der Regionalverband Ruhr (RVR) die Trägerschaft und führte Parkaufbau und -pflege in Kooperation mit dem Land und den 20 Kommunen des Parks fort.In diesen ersten beiden Dekaden wurde ein Großteil des ELP erbaut und seine wesentliche Infrastruktur entwickelt. Aus dem stark industriell überprägten Ballungsraum entstand eine erlebbare und nutzbare urbane Kulturlandschaft, deren Grundsäulen die Industriekultur und Industrienatur bilden. Die Industrienatur verkörpert einen neuen Typus von Flora und Fauna auf industriellen Brachen. Die historischen Elemente der Industriekultur schaffen mit der Umgestaltung ehemaliger Produktionsstätten einen hohen Freizeitwert und sind Tourismusmagneten.
Emscher Landschaftspark
- Größe: 457 km²
- Einwohner: 3,5 Mio.
- Mitglieder: 20 Kommunen (Bergkamen, Bochum, Bönen, Bottrop, Castrop-Rauxel, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Gladbeck, Herne, Herten, Holzwickede, Kamen, Lünen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Recklinghausen, Waltrop, Werne), sowie die Kreise Recklinghausen und Unna
- Gründung: 1989 - 1999
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Frank Bothmann
Regionalverband Ruhr
Kronprinzenstraße 6
45128 Essen
Telefon: 0201 2069-680
E-Mail: bothmann@rvr.ruhr
Bilder und Eindrücke
Erhalt, Nutzung und neue Perspektiven
Die Kulturhauptstadt RUHR.2010 markierte nach der IBA den nächsten Meilenstein der Parkentwicklung und den Übergang in die dritte Dekade (2010 – 2020). Nach Jahrzehnten des Wiederaufbaus von Landschaft stehen nun deren Erhalt, Nutzung und Vermittlung im Fokus. Der Zukunftskongress Emscher Landschaftspark 2010 stellte die bisherigen Leitlinien der Parkentwicklung auf den Prüfstand, definierte aktuelle Herausforderungen und gab Anstöße zu neuen Perspektiven.
Mit dem Auslaufen der Fördermaßnahme Ökologieprogramm Emscher-Lippe Raum (ÖPEL), die 2015 nach rund 20 Jahren ohne entsprechendes Nachfolgeprogramm eingestellt wurde, versiegte die Hauptfinanzierungsquelle des ELP. Um den Strukturwandel der Region weiterzuführen und dem gesellschaftlichen Wandel zu begegnen, war eine Anpassung und Neuorientierung der Parkstrategie notwendig. Die aktuelle Programmatik für die dritte Parkdekade Position ELP 2020+ wurde im intensiven Austausch mit allen Kooperationsbeteiligten erarbeitet. Anhand thematischer, räumlicher und organisatorischer Leitlinien werden aktuelle Herausforderungen definiert und ein Handlungsrahmen gesetzt, um diese anzugehen.
Trägerschaft durch Kooperation
Seit 2006 erhält der RVR zur Qualitätssicherung der regional bedeutsamen Standorte im ELP und der Ankerpunkte auf der Route der Industriekultur eine jährliche Ausgleichszahlung des Landes. In dem Gesetz über den RVR und in dem mit dem Land NRW geschlossenen Trägerschaftsvertrag (aktuelle Laufzeit 2017 bis 2026) sind unter anderem die Pflichtaufgaben zur Fortführung und Weiterentwicklung des ELP festgeschrieben. Die Trägerschaft umfasst die Aufgabenfelder der Konzeption, Moderation und Koordination, den Aufbau eines regionalen Grünpflegemanagements, die Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation der Standorte und Angebote des ELP sowie die Realisierung weiterer Bauprojekte zum Ausbau des ELP.
Diese Aufgaben werden mit einem Netzwerk aus Beteiligten, die lokal und regional kooperieren, erfüllt. So geben beispielsweise die Interkommunalen Arbeitsgemeinschaften (IKAG) der sieben Grünzüge durch die Zusammenarbeit aus kommunaler Fachplanung und RVR wichtige Impulse für die freiraumrelevanten Belange, die über Stadtgrenzen hinausreichen.
Produktiver Park und urbane Landwirtschaft
Das Ruhrgebiet hat sich in den letzten drei Jahrzehnten von einer durch die Montanindustrie geprägten Region zu einer landschaftlich grünen, sozial sowie kulturell vielfältig aufgestellten und wirtschaftlich prosperierenden Metropolregion gewandelt. Die Kehrseite des anhaltenden Wirtschaftsaufschwungs ist der steigende Bedarf an Gewerbe-, Siedlungsund Verkehrsflächen. Ein erhöhter Flächennutzungsdruck verdeutlicht den akuten Handlungsbedarf in der Freiraumsicherung.
Neben der Reduzierung des Flächenverbrauchs stellt der Umgang mit Kompensationsmaßnahmen eine große Herausforderung dar. Da die Landwirtschaft als größter Flächennutzer (40 Prozent) das Rückgrat des ELP darstellt, muss ihre strategische Position in der Freiraumsicherung und -entwicklung gestärkt werden. Mehrere Forschungsvorhaben unter Beteiligung des RVR tragen dazu bei, die strukturellen Rahmenbedingungen der städtisch geprägten, sogenannten „urbanen“ Landwirtschaft in der Metropole Ruhr zu verstehen, Handlungsoptionen zu ermitteln und in Modellprojekten umzusetzen. Dies beinhaltet vor allem die Weiterentwicklung des ELP zu einem produktiven Park, der neben der Primärproduktion auch die Teilhabe der Bürgerschaft stärker in den Fokus stellt.
Landschafts- und Naherholungsstrategie
Mit der Verleihung des Titels Grüne Hauptstadt Europas an die Stadt Essen im Jahr 2017 wurde die Grüne Dekade in der Region eingeleitet. Im Zeitraum von 2017 bis 2027 ist die Metropole Ruhr Schauplatz einer Kette langfristig geplanter Großereignisse, die alle auf Themen der Grünen Infrastruktur einzahlen.
Nach dem Ende des Steinkohlebergbaus 2018 feiert der RVR 2020 sein 100-jähriges Bestehen, zeitgleich wird auch der Emscherumbau abgeschlossen. Zwei Jahre später findet das Präsentationsjahr der KlimaExpo.NRW statt. Bis 2022 werden in den Revierparks Maßnahmen über das Förderprogramm Grüne Infrastruktur NRW realisiert. In diesem Rahmen werden die Parkanlagen der Revierparks, die in den 1970er Jahren als Erholungs- und Freizeitorte gegründet wurden, ökologisch aufgewertet.
Den Abschluss der Grünen Dekade bildet die Internationale Gartenausstellung (IGA) Metropole Ruhr 2027. Die Gartenschau ist als regionales, dezentral ausgerichtetes Strukturvorhaben auf drei Ebenen organisiert: Sie präsentiert sowohl eintrittspflichtige Leistungsschauen der grünen Branche, bestehende (Landschafts-)Parks und Gartenanlagen der Region als auch lokale und bürgerschaftlich getragene Gärten. Die räumliche Kulisse wird hierbei der ELP bilden.
Fortschreibung der Regionalparkentwicklung
Der ELP ist durch seine Entstehungsgeschichte, seine Gründungsvision vom Wiederaufbau von Landschaft, seine Organisation als Kooperationsmodell und durch die Förderung der Pflege auf Basis des Trägerschaftsvertrags einzigartig in Europa. Gleichzeitig steht die Weiterentwicklung des ELP vor großen Herausforderungen. Die strategische und räumliche Ausrichtung des Regionalparks muss regelmäßig nachjustiert werden. Damit eine integrierte Stadtentwicklung der Metropole Ruhr weiterhin vom Freiraum ausgehend erfolgen kann, sind das Engagement sowie die Zusammenarbeit vieler Personen und Organisationen notwendig. Nur so können geschaffene Qualitäten erhalten bleiben und Potenziale in Fläche und Nutzung umgesetzt werden.