Regionalparks in Brandenburg und Berlin
Grünräume für die wachsende Stadt
In den stadtnahen Kulturlandschaften der Metropole Berlin engagieren sich die Regionalparks in Brandenburg und Berlin. Der gesamte Aktionsbereich der Regionalparks erstreckt sich über circa 60 Kilometer in Ost-West-Richtung und knapp 50 Kilometer in Nord-Süd-Richtung. Die Abgrenzung der einzelnen Regionalparks ist flexibel und wird durch die Mitwirkenden vor Ort und die gemeinsam gesetzten Ziele und Projekte bestimmt.
Regionalparks rund um Berlin
Neun Regionalparks liegen in der Region Brandenburg und Berlin – zu ihnen gehören: Barnimer Feldmark, Müggel-Spree, Flutgrabenaue, Teltow-Park, Potsdamer Havelseen, Döberitzer Heide, Osthavelland- Spandau, Krämer Forst und der Naturpark Barnim. Diese Grünräume bilden vorwiegend die einzelnen Freiräume in den Achsenzwischenräumen des Berliner Siedlungssterns ab und orientieren sich weniger an planerischen Verwaltungsgrenzen als vielmehr an regionalen Zusammenhängen.
Sie umfassen Teilräume, die landschaftlich, historisch und von ihrer Entwicklungsstruktur her zusammengehören. Die Dynamik der Entwicklung in den stadtnahen Kulturlandschaften spiegelt sich auch in den Regionalparks wider. Es gibt Bestrebungen, im südlichen Raum zwei Regionalparks zu einem zu vereinen, neben langjährig tätigen Vereinen gibt es jüngere Gründungen. Diese Variabilität ist auch eine Stärke der Regionalparks.
Eine Blume für den Freiraum
Die Stadt Berlin ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Form eines Siedlungssterns entwickelt worden. So sind zwischen den Siedlungsachsen Freiräume entstanden, die sich wie ein Kranz aus Blütenblättern um die Großstadt reihen. Auch im aktuellen Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion (LEP-HR) wird diese Form festgeschrieben. Typisch für diese Teilräume ist die Verbindung von Berliner Flächen mit den Flächen des Umlands in Brandenburg. Dieser nicht nur interkommunale, sondern auch länderübergreifende Ansatz ist einerseits bewusst und gewollt, andererseits oftmals eine Herausforderung für gemeinsame Projekte und Finanzierungsmodelle.
Initiiert und begleitet durch die Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg erfolgte seit 1996 der Aufbau der Regionalparks. Sie wurden seitdem in den gemeinsamen Landesentwicklungsplänen der Länder Berlin und Brandenburg festgelegt.
Impulse für die Region
Regionalparks sind kein administratives Planungsinstrument, sondern eröffnen die Möglichkeit, regionale Entwicklungsziele durch Vernetzung der Akteure sowie durch interkommunale und länderübergreifende gemeinsame Entwicklungskonzepte und Projekte umzusetzen. Wesentliche Handlungsfelder sind der Erhalt und die Entwicklung der Frei- und Grünräume, die Erschließung für Naherholungssuchende, die Unterstützung einer regionalwirtschaftlichen Entwicklung sowie ein Regionalmarketing.
Mit dem Bevölkerungswachstum in Berlin und dem Berliner Umland und dem damit einhergehenden Entwicklungs- und Nutzungsdruck verstärkt sich auch die Gefährdung der Freiräume in den stadtnahen Kulturlandschaften. Demgegenüber wird der Erhalt der Landschaft aus naturschutz- und stadtklimatischen Aspekten, als wohnortnaher Freiraum zur Naherholung sowie für landwirtschaftliche Nutzungen und Obstanbau umso wichtiger. Hinzu kommen die wirtschaftlichen Chancen eines naturnahen, auf regionalen Besonderheiten und Produkten basierenden Tourismus. Der Druck auf die Naherholungsgebiete im stadtnahen Raum steigert sich nicht nur durch die Zunahme von Bewohnern, sondern auch aufgrund der Zerschneidung von Wegeverbindungen durch den Ausbau von Verkehrsinfrastruktur und die Verkleinerung von Grünräumen durch die Ausweisung von Siedlungsgebieten.
In und um Berlin
- Formal gibt es neun Regionalparks in der Region, nicht alle sind aktiv:
- Barnimer Feldmark
- Krämer Forst
- Osthavelland-Spandau
- Döberitzer Heide
- Potsdamer Havelseen
- Teltow-Park
- Flutgrabenaue
- Müggel-Spree-Park
- Naturpark Barnim
- Gründung des Dachverbandes der Regionalparks in Brandenburg und Berlin e.V.: 2003
- Dachverband der Regionalparks in Brandenburg und Berlin e.V. Torsten Jeran Am Bahnhof 2 16356 Ahrensfelde OT Blumberg Telefon: 033394 53 60 E-Mail: info@regionalpark.de
Bilder und Eindrücke
Wertschätzung der Kulturlandschaften stärken
Die Probleme des Wachstums werden von den Kommunalverwaltungen vorwiegend in verkehrlicher Hinsicht und in der Entwicklung der Daseinsvorsorge gesehen. Landschaft ist in dieser Wahrnehmungsweise zweitrangig. Hier sollen Regionalparks durch die Steigerung der Erlebbarkeit der Landschaft die regionale Identität, das Verantwortungsgefühl und die Wertschätzung der Bevölkerung für die Kulturlandschaften stärken.
Interkommunale Vorhaben
Neben konzeptionellen Arbeiten und Vernetzungsprojekten akquirieren Regionalparkvereine Fördermittel für interkommunale investive Vorhaben und setzen sich für Naturschutz und Landschaftspflege ein. Die Radroute Rund um Berlin mit einer Länge von circa 300 Kilometern verknüpft alle Regionalparks und ist eine nachgefragte Ergänzung zum bestehenden Radwegesystem aus Fernradwegen und regionalen Radwegen.
Diverse Organisation
Die Regionalparks sind heute aufgrund ihrer Orientierung an den lokalen und regionalen Gegebenheiten unterschiedlich aktiv und verschieden organisiert. In einigen Regionalparks sind aktuell keine Aktivitäten zu verzeichnen. In den aktiven Regionalparks erfolgt die Gestaltung vor allem durch Vereine, in denen sich Akteure aus den Brandenburger Kommunen, Berliner Stadtbezirken, Amts- und Kreisverwaltungen, von anderen Vereinen, Verbänden und weiteren Institutionen ehrenamtlich engagieren.
Die aktiven Regionalparks werden im Folgenden kurz vorgestellt. Der Naturpark Barnim im Norden betätigt sich ebenfalls im Sinne eines Regionalparks, hat aber eine Sonderstellung durch seine gesetzlich verankerte Form. In den übrigen Teilräumen agieren andere Organisationen, zum Beispiel Tourismusverbände oder Landschaftspflegevereine.
Regionalpark Barnimer Feldmark
Akteure: Regionalpark Barnimer Feldmark e. V. mit mehr als 70 Mitgliedern, Kommunen, Berliner Bezirke, Vereine, Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen
Der Regionalpark Barnimer Feldmark erstreckt sich im Nordosten Berlins zwischen den Siedlungsachsen Berlin- Bernau und Berlin-Strausberg etwa 25 Kilometer weit ins Land Brandenburg. Der Verein wurde 1996 gegründet. Es gibt eine Fachgruppe der Bürgermeister, die jährlich im Dezember tagt, darüber hinaus soll die Fachgruppe Landschaftsplanung neu eingeführt werden. Die Fachgruppe Tourismus versammelt ebenfalls kommunale Vertreter und bringt sie mit den Leistungsträgern der Region zusammen. Ein Regionalpark ist auch nach 20 Jahren erklärungsbedürftig, eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit gezielt in Richtung der Kommunen ist unverzichtbar. Für den „Endverbraucher“ ist die Struktur Regionalpark am besten über die positiven Effekte direkt in der Landschaft wahrnehmbar. Nach mehr als 20 Jahren kann der Verein zahlreiche Konzepte und die erfolgreiche Umsetzung von vielen Projekten vorweisen:
- Gestaltung der Kulturlandschaft, z. B. Windschutzhecken, Landschaftsparks, Kleingewässer. sanierung
- Konzeptionen zur interkommunalen Landschaftspflege
- Verschönerung und Erhalt wertvoller Bausubstanz, z. B. Kirchhofmauern
- Rad- und Wanderwegkonzepte, Ausschilderung von Wegen, Informationstafeln, Knotenwegweisung
- Öffentlichkeitsarbeit, Website, mehrsprachige Faltblätter, Regionalparklauf und Regionalparkfest sowie Landschaftstag
- Projektträger für interkommunale Vorhaben
Regionalpark Krämer Forst
Akteure: Förderverein Regionalpark Krämer Forst e. V. mit ca. 50 Mitgliedern, davon drei Brandenburger Kommunen, Vereine, Unternehmen, Privatpersonen
Der Regionalpark Krämer Forst ist ein großes zusammenhängendes Waldgebiet aus Kiefern und Laubmischwäldern auf dem Plateau des Ländchens Glien nordwestlich von Berlin-Spandau. Den Wald umgibt ein Dörferkranz aus 14 mittelalterlichen Straßen- und Angerdörfern am Rande des Hochplateaus. Der Regionalpark unterstützt insbesondere die Entwicklung und Förderung regionaler Produkte und Wirtschaftskreisläufe sowie die Stärkung der touristischen Entwicklung.
Regionalpark Teltowpark
Akteure: Interessengemeinschaft aus ca. 15 Privatpersonen und Unternehmen sowie Landschaftspflegeverein Mittelbrandenburg e. V.
Der Regionalpark Teltowpark im Süden Berlins ist nur in begrenztem Umfang aktiv. Über Jahre wurde vor allem durch Ehrenamtliche die Etablierung des Regionalparks in Zusammenarbeit mit den Kommunen angeregt, jedoch mit geringer Resonanz. Der Regionalpark wird derzeit überwiegend von einer Interessengemeinschaft von Ehrenamtlichen getragen. Für die Bereiche Naturschutz und Landschaftspflege sieht sich der Landschaftspflegeverband Mittelbrandenburg verantwortlich, der sich um die Ausweitung der Tätigkeiten und Neuausrichtung des Regionalparks bemüht. Die Bestrebungen zur Gründung eines gemeinsamen Regionalparks im Bereich Teltow-Schönefeld bezieht diesen Teilraum und die benachbarte Flutgrabenaue mit ein.
Regionalpark Osthavelland-Spandau
Akteure: Verein mit ca. 30 Mitgliedern, davon zwei Brandenburger Kommunen, Berliner Stadtbezirk Spandau, Unternehmen, Vereine, Privatpersonen
Der im Jahr 2014 gegründete Regionalpark Osthavelland-Spandau umfasst das Gebiet zwischen Döberitzer Heide, Nauen und Spandau. Die Heinz Sielmann Stiftung ist Mitglied geworden und deckt den Bereich der Döberitzer Heide mit eigenen Projekten ab. Verschiedene gesellschaftliche Akteure aus allen Bereichen arbeiten in unterschiedlichen thematischen Arbeitsgruppen, wie Gastronomie und Landwirtschaft, Landschaftspflege und Naturschutz, Tourismus und Verkehr sowie Kunst und Kultur zusammen. Es werden Veranstaltungen, Arbeitspapiere, Fachgespräche und Veröffentlichungen
Prinzip Eigenverantwortung
Seit 2003 bündelt ein Dachverband die Interessen aller Regionalparks. Anspruch der Regionalparks ist bis heute ein Bottom-up-Ansatz, bei dem die Regionalparkidee durch eine breite Beteiligung der Mitglieder von unten wachsen soll. Eigenverantwortliche Entwicklung und freiwilliges Engagement auf lokaler Ebene bilden dabei die Grundprinzipien.
Verständnis stärken
Für die ehrenamtliche Arbeit gestalten sich die Bedingungen herausfordernder, sodass die Regionalparks in Brandenburg und Berlin aktuell hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben und es ihnen nicht hinreichend gelingt, die gegebenen Chancen für den Schutz und die Entwicklung der Grün- und Freiräume zu nutzen.
Um eine gute Basis für die Arbeitsfähigkeit der Regionalparks zu schaffen, müssen ihre Strukturen stabilisiert und verstetigt werden. Dazu bedarf es eines umfassenden Neuansatzes hinsichtlich des Verständnisses der Regionalparks sowie der Stärkung der dezentralen Strukturen. Auf der Basis eines länderübergreifenden Konzepts, das noch zu erarbeiten ist, soll der Fokus der Regionalparktätigkeit vordringlich auf Nutzungsmaßnahmen zum Schutz und zur Qualifizierung der stadtnahen Kulturlandschaften ausgerichtet werden, um somit die Inwertsetzung der Frei- und Grünräume in diesem Raum zu gewährleisten. Dem Dachverband der Regionalparks in Brandenburg und Berlin kommt als Interessenvertreter der Regionalparks, als deren Sprachrohr und als inhaltlicher Impulsgeber eine Schlüsselrolle in der Stabilisierung der Regionalparkstrukturen zu.Die in Brandenburg und Berlin für Landesplanung und Regionalentwick- lung zuständigen Ressorts haben am 17. August 2018 eine Regionalparkvereinbarung über die inhaltliche Neuausrichtung und die Finanzierung des Dachverbands der Regionalparks in Brandenburg und Berlin e. V. abgeschlossen und damit eine länderübergreifende Basis zur Anpassung der vorhandenen Regionalparkstrukturen geschaffen. Im Rahmen der Regionalparkvereinbarung sollen Aktivitäten zum Nachahmen anregen und als sogenannte Leuchtturmprojekte die Erhaltung und Entwicklung der Regionalparks unterstützen.