Landschaftspark Region Stuttgart
Freiräume schützen und gestalten
Trotz bestehendem Nutzungsdruck auf die Freiflächen sind rund drei Viertel der Region Stuttgart nicht bebaut und – aufgrund der bewegten Topografie – eng mit den Siedlungen verwoben. Erholungsmöglichkeiten im Freien sind daher überall schnell zu erreichen. Charakteristisch ist die bemerkenswerte landschaftliche Vielfalt: Flusstäler mit Weinberghängen, Streuobstwiesen, Felder und Wälder. Diese besonderen Freiraumqualitäten haben großen Anteil an der hohen Attraktivität der Region als Wohn- und Wirtschaftsstandort und sind ein gewichtiger Pluspunkt im globalen Wettbewerb um Fachkräfte und Unternehmen.
Potenzial der Landschaft weiterentwickeln
In einer in den Jahren 2013 und 2018 durchgeführten repräsentativen Bürgerumfrage zu regionalen Stärken und Schwächen erhielt der Standortfaktor Natur und Landschaft mit Abstand die beste Bewertung. Die Region und die Kommunen haben also den klaren Auftrag, sich aktiv und über die reine Flächensicherung hinaus für die Weiterentwicklung dieses Potenzials einzusetzen. Das heißt, die grüne Infrastruktur mit demselben Nachdruck auszubauen wie die graue Infrastruktur.
Mit dem Landschaftspark Region Stuttgart verfügt der Verband Region Stuttgart als Träger der Regionalplanung seit 2005 über ein gesetzlich verankertes, wirksames Programm, um gemeinsam mit den Kommunen diese grüne Infrastruktur zu planen und zu qualifizieren. Ziel ist es, ein gemarkungsübergreifendes durchgängiges Netz an Erholungsangeboten, aber auch ökologisch wertvollen Naturräumen zu schaffen. Dabei gilt es, die vielfältigen, teils konkurrierenden Ansprüche und Interessen an den verbliebenen Freiraum miteinander zu verknüpfen und die Flächen multifunktional zu entwickeln.
Zwei-Säulen-Prinzip
Die Umsetzung basiert auf zwei Säulen: die Erstellung von Masterplänen und die Vergabe von Projektzuschüssen im Rahmen einer Kofinanzierung. Für charakteristische Landschafts- und Erholungsräume wurden Masterpläne erstellt, die zukünftige Handlungsschwerpunkte und konkrete Projektideen für die Weiterentwicklung und Qualifizierung der Freiräume definieren. Dabei variiert die inhaltliche Ausrichtung von der Aufwertung und Rückgewinnung von Grünflächen bis hin zur Erschließung und touristischen Wertschöpfung der vorhandenen landschaftlichen Qualitäten. Die Inhalte wurden gemeinsam mit den beteiligten Städten und Gemeinden und relevanten Akteuren sowie dem Verband Region Stuttgart erarbeitet. Diese Kooperationen geben dem Landschaftspark eine starke regionale und lokale Verankerung und sind ein Grund für die hohe Akzeptanz.
Investitionen in die Grüne Infrastruktur
Wesentlicher Motor für die Umsetzung ist die Kofinanzierung einzelner Projekte. Dazu lobt der Verband Region Stuttgart jährlich 1,5 Millionen Euro im Rahmen eines Wettbewerbs aus, an dem sich die Städte und Gemeinden in der Region mit Projektideen beteiligen können. Bezuschusst werden bis zu 50 Prozent der förderfähigen Kosten, den Rest finanzieren die Städte und Gemeinden selbst.
Die kofinanzierten Maßnahmen spiegeln ein breites Spektrum wider. Von der Qualifizierung regionaler Rad- und Wanderwege, über den Bau von Aussichtspunkten und Aufenthaltsbereichen am Wasser bis hin zu ökologischen Aufwertungen. Die Einwerbung weiterer Finanzhilfen wird vom Verband ausdrücklich unterstützt. Die bewilligte Kofinanzierung verbessert dabei die Chancen: Rund ein Viertel der Projekte erhält zusätzlich Drittmittel aus Förderprogrammen der EU, des Bundes oder des Landes.
Fertiggestellte Projekte werden mit einer Stele aus Corten-Stahl gekennzeichnet, um den übergreifenden Zusammenhang sichtbar zu machen. Alternativ werden beispielsweise bei Wander- und Radwegen die Infotafeln an zentralen Einstiegsstellen mit dem Logo des Verbands markiert. Kleinere Maßnahmen wie Verweilorte erhalten eine Plakette. Mit der Kofinanzierung verpflichten sich die Kommunen zur Instandhaltung und Pflege des fertiggestellten Projektes für mindestens zehn Jahre (andernfalls können die ausgezahlten Mittel zurückgefordert werden). Bis heute wurden über 230 Projekte in die Kofinanzierung aufgenommen, die sich ausgewogen über die gesamte Region verteilen.
Landschaftspark Region Stuttgart
- Fläche 3654 km²
- Einwohner: 2,75 Mio.
- Mitglieder:178 Städte und Gemeinden in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg, Göppingen und Rems-Murr sowie die Stadt Stuttgart
- Gründung: gesetzliche Pflichtaufgabe seit 1998, freiwillige Trägerschaft seit 2004
-
Verband Region Stuttgart
Kronenstraße 25
70174 Stuttgart
Dr. Christine Baumgärtner
Telefon: 0711 227 59 74
E-Mail: baumgaertner@region-stuttgart.org
Bilder und Eindrücke

Licht- und Klanginstallationen inszenieren die Tropfkörperbehälter einer ehemaligen Kläranlage in Fellbach - © VRS/G.Stoppel

Umgestaltung eines ehemaligen Steinbruchs in Stuttgart in einen öffentlichen Park - © VRS/G.Stoppel
Garant für integrierte Standortentwicklung
Die Konzeption und Umsetzung eines Landschaftsparks sind als Pflichtaufgabe des Verbands Region Stuttgart gesetzlich festgeschrieben. Gemäß dem Regionalplan 2009 zeigt der Landschaftspark Region Stuttgart auf, wie die Freiräume in der Region für die Erholung der Bevölkerung gestaltet und in ihrer natürlichen Eigenart und Schönheit gesichert und weiterentwickelt werden können.
Maßnahmen des Landschaftsparks tragen wesentlich dazu bei, die Attraktivität der Region Stuttgart im nationalen und internationalen Standortwettbewerb zu stärken, den Freizeitverkehr zu reduzieren und die mit dem Klimawandel verbundenen Auswirkungen zu bewältigen.
In Zukunft soll der Landschaftspark Region Stuttgart als informelles Instrument noch mehr zur aktiven Koordination der integrierten Regional- und Standortentwicklung eingesetzt werden.
Gemeinschaftlich finanziert
Die Mittel für die Kofinanzierung stammen aus dem umlagefinanzierten Verbandshaushalt, der von den 179 Kommunen in der Region nach einem festgelegten Schlüssel getragen wird. Die Höhe des Budgets wird durch die Regionalversammlung jährlich neu beschlossen und im Haushalt eingestellt. Die seit 2005 kontinuierliche Bereitstellung der Mittel belegt die breite Zustimmung quer durch alle Fraktionen. Die projektbezogene Förderquote liegt in der Regel zwischen 25 und 50 Prozent der Investitionskosten. Bis heute wurden insgesamt über 19 Millionen Euro Zuschüsse im Rahmen der Kofinanzierung vergeben.
Bewusstsein in die Breite tragen
Grundlegend für die erfolgreiche Umsetzung des Landschaftsparks ist, dass der regionale, kommunale, aber auch individuelle Mehrwert und die bislang erzielten Erfolge im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert sind und der regionalen Idee die notwendige Präsenz eingeräumt wird. Mediales Sprachrohr des Verbands ist das vierteljährliche Informationsmagazin Region Stuttgart aktuell, das unter anderem regelmäßig über Projekte und Entwicklungen im Landschaftspark informiert, ebenso wie die Website der Region. Ergänzend werden Pressemitteilungen herausgegeben beziehungsweise berichten die lokalen Zeitungen über neue Projekte.
Mit dem 2016 veröffentlichten Bildband zum zehnjährigen Jubiläum liegt erstmals eine beeindruckende Gesamtschau vor. Darüber hinaus wurden die Inhalte von fünf Masterplänen zusammengefasst und jeweils in einer Fachbroschüre publiziert. Eine Freizeitkarte porträtiert ausgewählte kofinanzierte Projekte sowie regionale Rad- und Wanderwege. Für das interkommunale Projekt Route der Industriekultur im Filstal wurde ein Reisehandbuch aufgelegt. Informationen in kompakter Form zum Landschaftspark Region Stuttgart bietet ein zweisprachiges Faltblatt. Sämtliche Publikationen sind über die Geschäftsstelle des Verbands Region Stuttgart zu beziehen oder stehen auf der Website als Download zur Verfügung.
Herausforderungen aktiv angehen
Landschaft an sich wie auch ökologische Zusammenhänge oder das Freizeitverhalten der Menschen machen nicht an kommunalen Grenzen halt. Insofern ist Freiraumentwicklung eine regionale beziehungsweise interkommunale Aufgabe, für die es raumübergreifende Ansätze und Strategien braucht. In der Region Stuttgart stehen kaum mehr freie Flächen zur Verfügung, die Baupreise steigen und Grund und Boden werden immer wertvoller. Gleichzeitig wachsen die Bedarfe in allen Bereichen – Wohnen und Gewerbe, Mobilität und Verkehr, Naturschutz und Kompensation, Landwirtschaft und Erholung. Die Zukunft der Region Stuttgart ist eng daran geknüpft, wie diese verschiedenen, teils konkurrierenden Interessen und Bedürfnisse an die Fläche berücksichtigt werden. Gefragt sind mehr denn je integrierte Lösungen und gebiets- und sektorübergreifende Vorgehensweisen.
Urbane Wohn- und Lebensqualität steigern
Mit zunehmender Siedlungsdichte gewinnt die Qualität öffentlicher Freiräume an Bedeutung. Eine attraktive grüne Infrastruktur stärkt das Wohnen und Arbeiten in verdichteten Gebieten und ist eine Voraussetzung für urbane Wohn- und Lebensqualität – und das über die quantitative Bereitstellung hinaus.
Freiraum darf nicht nur als eine von Bebauung freigehaltene Fläche verstanden und gesichert werden, sondern muss multifunktional, qualitativ hochwertig und vor dem Hintergrund des Klimawandels widerstandsfähiger gestaltet werden.
Der Landschaftspark Region Stuttgart hat in den letzten Jahren erfolgreich dazu beigetragen, die landschaftlichen Qualitäten zu sichern und auszubauen. Nun gilt es, ihn stärker dafür zu nutzen, innovative Lösungen beispielsweise bei der Entwicklung neuer Wohnbau- und Gewerbegebiete in kompakter, klimagerechter und energieeffizienter Bauweise zu entwickeln, mögliche Synergien bei der Umsetzung der Eingriffsregelung auszuloten, neue Kooperationen zwischen unterschiedlichen Akteuren anzustoßen und darüber Akzeptanz zu fördern.
Die enge Verknüpfung von Planung und Finanzierung ist einmalig in Baden-Württemberg und wesentlich für die hohe Wirksamkeit des Landschaftsparks Region Stuttgart – sichtbar und erlebbar durch eine Vielzahl an realisierten Projekten und mit spürbarem Mehrwert für die in der Region lebenden rund 2,7 Millionen Menschen, aber auch für Natur und Klima.
Übersichtskarte:
