Regionalpark RheinMain
Die Region Frankfurt/Rhein-Main gehört als wirtschaftsstarke und dicht besiedelte Region zu den drei größten Metropolregionen Deutschlands. Skyline und Flughafen, Börse und Europäische Zentralbank sind hierfür Zeichen. Der Ballungsraum besitzt mit über 3,7 Millionen Einwohnern noch große regionale Grünzüge.
Raum für Sinn und Sinne
Felder, Wiesen und Wälder reichen bis weit in die Kernregion um Frankfurt hinein. Das Zusammenspiel von Grün- und Siedlungsflächen prägt eine Stadtlandschaft mit eigenem Charakter. Vielfältige und kontrastreiche Landschaften liegen zwischen den Städten. Hohe Mobilität und wirtschaftliche Leistungsstärke finden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu idyllischen Naturräumen, landwirtschaftlichen Nutzflächen und Wäldern. Diese überraschend grüne Stadtlandschaft wird über den Regionalpark vernetzt und ist als Erholungsangebot direkt vor der Haustür erlebbar.
Regionale Freiräume sichern und entwickeln
Begonnen hat die Geschichte des Regionalparks mit der Einführung der Regionalen Grünzüge im Jahr 1968. Mit ihnen sollen in der stetig wachsenden Rhein- Main-Region die Zersiedelung kanalisiert und die Freiflächen zwischen den Siedlungen erhalten werden. Mit dem Regionalpark als informellem Planungsansatz wird die urbane Landschaft im Verdichtungsraum aktiv entwickelt. Ziel ist, sie nicht nur planerisch zu schützen, sondern gestalterisch aufzuwerten, ökologisch weiterzuentwickeln und aktiv an die Bewohner der Region zu vermitteln. Diese positiv gestaltete Landschaft soll das Rückgrat der regionalen Grünzüge bilden und als interkommunal vernetzte grüne Infrastruktur die Lebensqualität in der Rhein-Main-Region erhalten.
Regionalparkrouten vernetzen die Landschaft
Stadt und umgebende Landschaft, aber auch urbaner und ländlicher Raum werden über die besonders gestalteten Regionalparkrouten miteinander vernetzt. Wo immer es möglich ist, unterscheiden sich die 550 Kilometer Regionalparkrouten von üblichen Feldwegen. In regelmäßigen Abständen locken architektonische oder künstlerische Akzente, um näher hinzusehen. Gestaltete Freiräume und mehr als 300 Erlebnispunkte an den Wegen laden zum Verweilen ein oder vermitteln spannende Geschichten über die Landschaft. Immer wieder begleiten Wiesenstreifen und Baumreihen die Routen, vernetzen Biotope und wirken positiv auf das Regio nalklima ein. Die Wege verbinden Kulturlandschaft, Monumente der Industriekultur, historische Gärten sowie Zeugnisse verschiedener Epochen und ergänzen sie um zeitgenössische Landschaftsarchitektur. Die einheitlich beschilderten Routen führen aber nicht nur durch reizvolle Kulturlandschaft, sondern kreuzen auch Autobahnen, Schienen und Flughafen. Hier zeigt sich der eigene Charakter, den der Regionalpark beispielsweise gegenüber einem Naturpark hat.
Als Hauptroute des Parks verbindet die Regionalparkrundroute die kontrastreiche Stadtlandschaft auf 190 Kilometer im weiten Bogen rings um Frankfurt. Die Rundroute bildet eine gut erfassbare Grundstruktur und zugleich den Verteiler zu weiteren Regionalparkrouten. Diese führen nach innen in Richtung des Grün- Gürtel Frankfurt und nach außen weit in den ländlichen Raum. Die Rundroute bietet sich aber auch als Experimentierfeld für neue Projekte an, die beispielhafte Lösungen für aktuelle Fragen der Landschaftsentwicklung zeigen.
Um ein spürbares gestalterisches Alleinstellungsmerkmal mit einem hohen Wiedererkennungswert zu schaffen, wurden beispielsweise an der Rundroute Sitzkiesel als innovative Rastmöglichkeit aufgestellt. Wer sich über den Regionalpark und seine vielen Angebote informieren will, kann dies an den beiden Regionalparkportalen am Wetterpark in Offenbach und an den Weilbacher Kiesgruben in Flörsheim tun.
Regionalpark RheinMain
- Fläche: 5.500 km²
- Einwohner: 3,7 Mio.
- Mitglieder: Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, Kreis Groß- Gerau, Kreis Offenbach, Main- Kinzig-Kreis, Wetteraukreis, Rheingau-Taunus-Kreis sowie die kreisfreien Städte: Frankfurt am Main, Wiesbaden, Offenbach am Main, Hanau, Bad Homburg vor der Höhe und Rüsselsheim am Main Zusätzliche Gesellschafter: Regionalverband FrankfurtRheinMain Land Hessen
- Gründungsjahr: 1994
- Kjell Schmidt Regionalpark Ballungsraum RheinMain GmbH Frankfurter Straße 76 65439 Flörsheim am Main E-Mail: kjell.schmidt@regionalpark-rheinmain.de
Stadtlandschaft entwickeln
In Metropolregionen wie dem Rhein- Main-Gebiet greift es zu kurz, das Thema Freiraumentwicklung auf kommunaler Ebene zu diskutieren. Für die Lebensqualität in der Region und den Erhalt der vielfältigen Funktionen von Grün ist es notwendig, die Freiraumsicherung und -entwicklung regional zu organisieren.
Das informelle Instrument Regionalpark bietet dafür viele Anknüpfungspunkte: Der Regionalpark beschäftigt sich mit einer Landschaft, deren Qualität meist nicht sofort erkennbar ist. Bauliche und technische Infrastrukturen dehnen sich kontinuierlich in den Freiraum aus. Der Kontrast von Stadt und Natur erzeugt ein vielfältiges Landschaftsmosaik, auf das man aufbauen kann.
Beim Um- und Neubau von Verkehrsbauten, Ver- und Entsorgungsstrukturen oder der Entwicklung von Siedlungs- und Gewerbegebieten kann graue mit grüner Infrastruktur zusammen entwickelt werden und der Regionalpark das neue Landschaftsbild für eine wachsende Region prägen.
Kontraste inszenieren
Die Zwischenstadt ist keine Idylle. Deshalb setzt sich der Regionalpark mit der vorgefundenen Realität auseinander und inszeniert die vorhandenen Kontraste. So ist beispielsweise ein Aussichtspunkt an der Autobahn entstanden, der die Fahrbahn, die ICE-Trasse und den Flughafen in den Blick nimmt. Wenige Meter später ist der Lärm vergessen und man steht in einem kleinen historischen Park. Diese besondere Qualität erzeugt Spannung.
Identität erhalten
Die Landschaft verändert sich rasant. Es ist wichtig, Identitätspunkte zu erhalten oder Landmarken neu zu setzen: Als letztes Relikt der industriellen Nutzung im neuen Stadtteil am Offenbacher Hafen ist der Blaue Kran als Aussichtsplattform erschlossen worden und gibt Orientierung. Eine Vielzahl von Aussichtstürmen und -punkten ermöglicht ungewöhnliche Blicke oder inszeniert die Frankfurter Skyline als Alpenpanorama für die Region.
Aufenthaltsqualität und soziale Prozesse
Mit dem steigenden Druck auf das innerörtliche Grün erhalten die Freiräume in der Stadtregion eine zentrale Bedeutung. Ein überregionaler Spielplatz auf einer verfüllten Deponie ist Ziel für einen Tagesausflug mit der ganzen Familie. Aber auch der neu angelegte Mainstrand, eine hochwertige Picknicktafel oder Sonnenliegen am Wegesrand werden als Treffpunkt genutzt.
Freiraumakteure vernetzen
Freiraum ist knapp. Eine gemeinsame integrierte Planung der verschiedenen Akteure im Freiraum schafft Synergien. Es werden neue fachübergreifende Formen der Zusammenarbeit und Operationalisierung erprobt und mit formellen und informellen Planungsinstrumenten vernetzt. Beispielsweise wurden am Mainuferweg in Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen Rad- und Fußgängerbrücken realisiert.
Zukunft nachhaltig gestalten
In den regionalen Grünzügen bleiben Frischluftschneisen und Kaltluftentstehungsgebiete erhalten. Die BewohnerInnen der Region müssen für ihre Freizeitgestaltung nicht stundenlang Auto fahren, sondern können direkt aufs Rad steigen oder sich zu Fuß auf den Weg machen. Alles Faktoren, die sich günstig auf das Lokal- und Regionalklima auswirken. Die LandwirtInnen der Region sind dabei wichtige Partner um das wechselseitige Verständnis zwischen Freizeit- und Landnutzern zu stärken.
Grün als Alleinstellungsmerkmal kommunizieren
Im weltweiten Vergleich der Metropolregionen ist die grüne Infrastruktur und damit der Erlebnis- und Erholungswert der Rhein-Main-Region einzigartig. Ein wichtiger weicher Standortfaktor, der das Potenzial zum Alleinstellungsmerkmal hat. Werden Wachstum und Freiraumentwicklung stärker zusammen gedacht, kann diese Qualität erhalten bleiben und eine nachhaltige Zukunftsregion entstehen.
Seit 2005 wird der Regionalpark durch eine eigenständige Gesellschaft, die Regionalpark Dachgesellschaft, organisiert. Das Gesamtkonzept des Regionalparks RheinMain wird zentral von hier aus entwickelt, koordiniert und gefördert. Die Realisierung läuft jedoch dezentral und ortsnah in Zusammenarbeit mit Kommunen beziehungsweise Zusammenschlüssen von Teilregionen. Hervorgegangen ist der Regionalpark aus dem heutigen Regionalverband Frankfurt RheinMain, der 1992 mit den Planungen begonnen hat.
Landschaft verbindet
Der Regionalpark RheinMain ist ein Gemeinschaftsprojekt von Kommunen, Landkreisen, dem Land Hessen, dem Regionalverband FrankfurtRheinMain, der Fraport AG und vielen weiteren Partnern. Für die Beteiligung am Regionalpark sind die Kommunen bereit, übergeordnete Gestaltungsvorgaben zu akzeptieren und ihre Planungen mit anderen Kommunen abzustimmen.
Die Zusammenarbeit an diesem positiv besetzten Thema stärkt die interkommunale Kooperation und erzeugt für die beteiligten Partner sicht- und nutzbaren Mehrwert, der in die Region ausstrahlt und kommunale Grenzen überwindet.